Der Pionier der ägyptischen Moderne

Das Zentrum Paul Klee widmet ihm in der Serie FOKUS eine kleine Werkpräsentation. FOKUS zeigt innerhalb der Sammlungsausstellung Kosmos Klee besondere Aspekte zu Paul Klees Werk oder Beiträge zur globalen Rezeption des Künstlers. 

 

Hamed Abdalla in Kopenhagen, 1959, © Artist estate

Zum ersten Mal in der Schweiz wird dem ägyptischen Künstler Hamed Abdalla (1917–1985) eine Ausstellung gewidmet. Abdalla wurde in Oberägypten in eine einfache Bauernfamilie geboren und hat keine Kunstakademie besucht. Bereits früh in seiner Laufbahn erlangte der Autodidakt international Bekanntheit. Seine Herkunft, insbesondere die Dörfer und Landschaften der nubischen Region, aber auch die verrauchten Cafés in Kairo dienten ihm am Anfang seiner Laufbahn als Motive. Mit rund 50 Werken zeigt die Ausstellung verschiedene Schwerpunkte aus Abdallas Schaffen. 

Kriegserinnerungen 

Ab den 1950er-Jahren lebte Abdalla in Kopenhagen und Paris, nahm jedoch in seinem Schaffen auch weiterhin immer wieder Bezug auf die volatile politische Situation in seinem Heimatland. In seiner Kunst suchte er nach einem Ausdruck, der den Verzweifelten und Unterdrückten weit über Ägypten hinaus eine Stimme geben würde. Seine Auseinandersetzung mit Krieg und Unterdrückung kommentiert er in seinen Arbeiten mithilfe universeller Symbole, wie etwa Darstellungen von Müttern, die ihre Kinder halten, oder fragmentierten Körpern. 

Hamed Abdalla, Gens des cavernes, 1975–1976, Acryl auf Papier, 39,8 x 29,7 cm, Artist estate, Foto: Faouzi Massrali, © Artist estate

«Kreative Worte» und Liebende 

Als Künstler der Hurufiyya-Bewegung, die neue künstlerische Möglichkeiten aus dem arabischen Alphabet erforschte, entwickelte Abdalla eigene «kreative Worte»: Er setzte arabische Worte in Farben um und brachte dabei Abstraktion und menschliche Figuration, Weltliches und Sakrales sowie Poetisches und Politisches zusammen. Abdalla experimentierte zudem mit verschiedenen Techniken und Materialien wie zerknittertem Papier, gesprungenen Oberflächen oder Seidenpapier. 

Während seiner gesamten Schaffenszeit produzierte der Künstler zahlreiche Gemälde, die Figuren beim Liebesakt oder das Wort «Begehren» (Hob) zeigen. 

Hamed Abdalla, Poem, 1970, Acryl auf Leinwand, 101 x 73 cm, Artist estate, Foto: Emmanuel Littot, © Artist estate

Höhlenmenschen 

Gegen Ende seines Lebens mündete Abdallas andauernde Faszination für prähistorische Höhlen in eine visuelle Meditation über unterirdische Welten. In der Serie Gens des cavernes (1975–1976) manifestierte Abdalla seine Erkundungen der Höhlen im Süden Frankreichs und der Felslandschaften Nubiens aus seiner Jugendzeit und verband sie mit Texten aus dem Koran. 

Kosmos Klee 

Abdalla beschäftigte sich intensiv mit der europäischen Moderne, insbesondere mit Paul Klee und wie dieser aussereuropäische Bildsprachen wie mesoamerikanische Formelemente oder ägyptische Hieroglyphen in seiner Kunst aufnahm. Abdalla blickte aus einer neuen Perspektive auf Klee, indem er diejenigen Elemente identifizierte und in den Vordergrund rückte, in denen sich der Bauhauskünstler aussereuropäische Motive angeeignet hatte. Mit seinen Forschungen auf dem Gebiet der visuellen Darstellung und ihrer Geschichte sowie seiner Kunst stellte Abdalla den Kanon des «Orientalismus» infrage und forderte die westliche Moderne heraus. 

Hamed Abdalla, Les Amants de Shemm Ennessim, 1953, Gouache auf Seidenpapier auf Karton, 39 x 30 cm, Artist estate, Foto: Emmanuel Littot, © Artist estate

Die Arbeiten von Hamed Abdalla werden im Rahmen der Serie FOKUS ausgestellt. Der Raum ist Teil der dynamischen Dauerausstellung Kosmos Klee. Sie bietet Besucher:innen einen chronologischen Überblick über Klees künstlerisches Schaffen und präsentiert rund siebzig Werke sowie biografisches Material und Archivalien, die regelmässig ausgewechselt werden. 

Die Ausstellung läuft noch bis zum 26. Mai 2024, zpk.org

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